- Lokale Erstversorgungsärzte (SMUP)
- First responders
- Die Retter
- Kantonaler walliser Wasserrettungs-Verband (KWWRV)
- Speleo-Secours Schweiz (Höhlenrettung)
- Hundeführer
Im Wallis sollen alle verunfallten, kranken oder sich in Gefahr befindenden Personen unabhängig vom Aufenthaltsort die best- und schnellstmögliche Notfallversorgung erhalten. Angesichts der Weitläufigkeit des Kantons ist dies nur dank der Schaffung von verschiedenen dezentralen Rettungsregionen möglich.
Jede der 12 Rettungsregionen verfügt über verschiedene Einsatzkräfte, die zusätzlich zu den Ambulanzen und Helikoptern aufgeboten werden können.
Der Regionschef koordiniert die materiellen und personellen Ressourcen und dient der KWRO als Ansprechperson.
Die Aufgaben der Rettungsregionen sind vielfältig, weshalb ihre Einsatzkräfte über eine breit gefächerte Ausbildung verfügen müssen. Oft treffen sie vor der Ambulanz oder dem Helikopter am Ereignisort ein. Deshalb ist es wichtig, dass sie schnell und effizient Erste Hilfe leisten können.
Ob Arzt, Laienretter, Hundeführer, Taucher, Höhlenretter oder First Responder – die Einsatzkräfte der Rettungsregionen sind eine unverzichtbare Stütze für eine gute Notfallversorgung in unserem Kanton.
SMUP Lokale Erstversorgungsärzte«Die KWRO hat im ganzen Wallis eine ausreichende medizinische Notfallversorgung sicherzustellen.» Was in der Theorie schön klingt, ist in der Praxis angesichts der Weitläufigkeit des Kantons eine wahre Herausforderung. Um dieses hochgesteckte Ziel dennoch zu erreichen, hat die KWRO zusätzlich zu den vier im Rhonetal stationierten mobilen Notarztdiensten (SMUR*) ein Netzwerk von lokalen Ärzten geschaffen (SMUP*), die in abgelegenen Gebieten eine schnelle Versorgung sicherstellen.
Die lokalen SMUP-Ärzte werden alarmiert (jedoch ohne festen Pikettdienst), um die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte zu überbrücken. Dies ist besonders dort nützlich, wo die Anfahrtszeit etwas länger dauert, z.B. in den Seitentälern. Bei den SMUP-Ärzten handelt es sich um Notärzte, die in der Region wohnen, oder um Hausärzte, die in der Region eine Praxis haben.
Leider geht der zunehmende Ärztemangel in den Seitentälern auch am SMUP-System nicht spurlos vorbei.
Daher müssen Überlegungen angestellt werden, wie künftige Modelle für die frühzeitige ärztliche Versorgung von Rettungseinsätzen aussehen könnten.
* SMUR und SMUP sind Abkürzungen der französischen Bezeichnungen «Service Médicalisé d’Urgence et de Réanimation» bzw. «Service Médicalisé d’Urgence de Proximité».
First ResponderIn einem weitläufigen Kanton wie dem Wallis sind die First Responder unverzichtbar. Es handelt sich dabei um gut ausgebildete regionale Ersthelfer. Sie können in den Seitentälern und abgelegenen Gebieten schnell auf Platz sein und bereits vor dem Eintreffen der professionellen Rettungsmittel Erste Hilfe leisten. Im ganzen Kanton gibt es etwa 280 von ihnen.
Um möglichst flexibel auf die lokalen Gegebenheiten reagieren zu können, organisiert sich jede Region selbst und sorgt dafür, dass immer ein First Responder (FR) erreichbar ist. In einigen Regionen gibt es weitere Unterregionen oder einen festen Turnus. Die FR werden von der Notrufzentrale 144 der KWRO über ihr Mobiltelefon alarmiert.
Wer First Responder werden will, muss einen Samariterkurs absolvieren und die drei Ausbildungsmodule der KWRO besuchen: Einführung, BLS/AED (BLS = Basic Life Support, d.h. Druckverband, Herzmassage usw., AED = Automatisierter Externer Defibrillator) und Heli/O2 (Einweisen der Helikopter und Sauerstoffverabreichung). Die Module BLS/AED und Heli/O2 müssen alle zwei Jahre wiederholt werden. Zudem wird jährlich eine regionale Weiterbildung organisiert, deren Thema zusammen mit der medizinischen Kommission und der Ausbildungskommission der KWRO festgelegt wird.
Der FR ist polyvalent: Er leitet die lebensrettenden Massnahmen für den Patienten ein, kümmert sich um die Sicherheit der Personen am Ereignisort, weist die Ambulanz oder den Helikopter ein und hilft den Rettungssanitätern beim Tragen der Bahre. Ist eine Reanimation nötig oder handelt es sich z.B. um einen schweren Verkehrsunfall, können auch mehrere FR aufgeboten werden, die sich dann die Aufgaben aufteilen. Zudem können die FR bei besonders schwerwiegenden oder tragischen Ereignissen den Angehörigen und Augenzeugen unterstützend zur Seite stehen. Oft kennt man sich in abgelegenen Gebieten und ein tröstendes Wort von einem bekannten Gesicht kann in der ersten Phase viel bewirken.
Das Wallis ist mit seiner speziellen Topographie auf die First Responder angewiesen, damit alle Gäste und Einheimischen im Notfall schnelle Hilfe erhalten und die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungsmittel optimal überbrückt wird.
Die RetterWenn jemand in eine gefährliche Lage gerät oder vermisst wird – sei es im Gebirge oder im Tal – alarmiert die Notrufzentrale 144 der KWRO die Retter der jeweiligen Rettungsregion. Dabei handelt es sich um gut ausgebildete und schnell verfügbare Einsatzkräfte, die in verschiedene Kategorien eingeteilt werden.
Im Wallis versteht man unter «Retter» eine Einsatzkraft, die je nach Ausbildungs- und Kompetenzniveau einer der folgenden Kategorien zugeordnet ist:
- Die Retter verfügen über eine technische Ausbildung und sehr gute Kenntnisse ihrer Region, was besonders im Falle einer Personensuche in schwierigem Gelände oder bei schlechten Witterungsverhältnissen nützlich ist.
- Die Rettungsspezialisten verfügen über eine weitreichende technische Ausbildung und Sanitätskenntnisse. Sie werden in besonders heiklen Situationen eingesetzt und können schwierige Entscheidungen treffen, die mit viel Verantwortung verbunden sind. Rettungsspezialisten gelangen sowohl zu Fuss als auch per Helikopter zu ihrem Einsatzort, sei es bei Bergunfällen, Lawinen, in einer Gletscherspalte, einer Canyoning-Schlucht oder bei der Evakuierung aus einer Bergbahn.
KWWRV Kantonaler Walliser Wasserrettungs-Verband
Das Wasser ist ihr Element, das Tauchen ihre Passion. 1967 formierten sich im Wallis die ersten Rettungstauchergruppen. Ihre Ausbildung und ihr perfekt auf die lokalen Gegebenheiten abgestimmtes Einsatzmaterial haben sich seither stets weiterentwickelt. Als fester Bestandteil der Rettungskette arbeiten sie eng mit den anderen Rettungskräften zusammen und werden überall dort eingesetzt, wo sie benötigt werden.
Die erste Walliser Rettungstauchergruppe entstand 1967 im Oberwallis. Kurz darauf folgten die Feuerwehren von Sitten, Martinach und Monthey diesem Beispiel. 1995 wurde der Kantonale Walliser Wasserrettungs-Verband KWWRV gegründet und später der KWRO unterstellt. Dadurch konnten auch Mitglieder von Taucherclubs eingesetzt werden, was vorher aus versicherungstechnischen Gründen nicht möglich war. Die Wasserretter des KWWRV sind erfahrene Taucher, die aus verschiedenen Sparten kommen: Sporttaucher, Gebirgs- und Canyoningspezialisten, Höhlenforscher usw.
Die rund 40 Rettungstaucher verteilen sich auf folgende 3 Regionen: Oberwallis (Gletsch – Raspille), Mittelwallis (Raspille – Evionnaz) und Unterwallis (Evionnaz – Genfersee).
Alle Walliser Rettungstaucher besitzen das Brevet SLRG Pool plus und ein Tauchbrevet Niveau **plus oder äquivalent. Sie nehmen pro Jahr an 5 regionalen Rettungsübungen teil, davon eine Übung in Erster Hilfe (BLS/AED). Ausserdem findet jedes Jahr abwechslungsweise in den verschiedenen Regionen ein zweitägiger kantonaler Wasserrettungskurs statt. Im Rahmen der Weiterbildung erlernen die Rettungstaucher verschiedene Techniken für das Arbeiten im Gebirge, die Zusammenarbeit mit Helikoptern, die Suche in ruhigen Gewässern, in Flüssen und im Wildwasser, die Spurensicherung, verschiedene Unterwasserarbeiten und die Kommunikation unter Wasser.
Die Wasserretter des KWWRV nehmen je nach Szenario auch an den Übungen der KWRO, der Kantonspolizei, der Feuerwehr oder des Zivilschutzes teil.
Der KWWRV verfügt über 4 Rettungsboote, die auf Anhängern transportiert werden können, sowie über 3 Materialanhänger (1 pro Region) mit verschiedenem Rettungsmaterial wie Seilen, Hebesäcken, Markierungsbojen, Unterwasser-Kommunikationsmittel usw. Zudem setzt der KWWRV spezifische Suchhilfsmittel ein, z.B. für die Suche mit Hilfe von Booten.
Wasser gibt es im Wallis in Hülle und Fülle. Deshalb sind die möglichen Einsatzorte der Wasserretter sehr vielfältig, sei es auf Flüssen (z.B. Auto- oder Raftingunfälle), in Bächen oder Wildbächen, Seen oder Weihern, Stauseen oder Ausgleichsbecken, Schwimmbädern oder überschwemmten Kellern, Gletscherspalten usw.
Speleo-Secours Schweiz (Höhlenrettung)Unfälle in Höhlen sind zwar selten, wenn sie jedoch geschehen, dann wirds schwierig. Um Menschen, die unter Umständen mehrere Kilometer weit unter der Erde in Not geraten sind, wieder an die Oberfläche zu holen, bedarf es spezieller Rettungskräfte. Die Höhlenretter, die im Wallis zum Einsatz gelangen, gehören zur Organisation Speleo-Secours Schweiz (Region 2).
Die Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung (SGH) hat über 1'000 Mitglieder, die sich auf rund 40 regionale Sektionen verteilen. Die Höhlenforschung ist sowohl eine wissenschaftliche als auch eine sportliche Tätigkeit. Der Speleo-Secours bildet innerhalb der SGH eine Untergruppe und besteht aus rund 220 erfahrenen aktiven Höhlenforschern. Diese sind schweizweit in 8 regionalen Rettungskolonnen mit jeweils 4 Einsatzleitern und rund 20 Rettern organisiert.
Material und Organisation sind in allen Kolonnen identisch. Daneben verfügt man auch über Pump- und Sprengfachleute, Taucher, Ärzte und Verstärkungsgruppen.
Jede Kolonne organisiert einen Jahreskurs für ihre Mitglieder. Ausserdem werden auf nationaler Ebene jährlich Weiterbildungskurse für die Einsatzleiter und grossangelegte Rettungsübungen für alle organisiert.
Speleo-Secours Schweiz vereint sämtliche Höhlenretter der Schweiz. Es liegt in der Natur der Sache, dass man von den Höhlenforschern (auch Speläologen genannt) normalerweise nicht viel mitbekommt, da sie unterhalb der Erdoberfläche agieren. Ganz anders verhält es sich, wenn jemand in einer Höhle in Not gerät, denn dann müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. Rettungsaktionen unter Tage sind meist kompliziert, langwierig und spektakulär. Es ist ein enormer Aufwand nötig, um jemanden aus einer Höhle zu retten und es gibt mehrere Hindernisse: plötzliche Wassereinbrüche, Engpässe, tiefe vertikale Schächte usw. Nicht selten vergehen über 10 Stunden, bevor der erste Retter zum Verunglückten vordringen kann.
Bei Höhlenunfällen muss ein grosses Dispositiv aufgefahren werden, das nicht nur aus den Höhlenrettern, sondern aus einer mehrgliedrigen Rettungskette besteht. Glücklicherweise gibt es nur selten Unfälle, denn die Speläologen kennen die Gefahren ihres Sports gut und tun alles, um Unfälle zu verhindern.
HundeführerSobald in der Notrufzentrale 144 eine Lawinenmeldung, eine Vermisstenanzeige oder die Information über einen Gletscherspaltenunfall eingeht, bewahrheitet sich die alte Weisheit: Der Hund ist des Menschen bester Freund. Aller neuen Technologien zum Trotz ist der Suchhund in vielen Situationen unverzichtbar. Der Einsatz auf vier Pfoten bedingt jedoch ein intensives Training und viel Motivation.
Die KWRO kann auf rund 80 Lawinen-, Spalten- und Geländesuchhunde (Personensuche) und Mantrailing-Teams zurückgreifen.
Jeder Lawinenhundeführer leistet während der Wintersaison turnusgemäss rund eine Woche Pikettdienst pro Monat. Bei den Geländesuchhundeführern gibt es keine eigentliche Pikettliste, bei einem Aufgebot der Notrufzentrale 144 begibt sich die erste verfügbare Equipe auf Platz. Dasselbe gilt bei den Spaltensuchhundeführern.
Die Ausbildung von Hund und Führer beginnt schon sehr früh. Im ersten Lebensjahr gilt es, das soziale Verhalten gegenüber andern Hunden und mit Menschen zu festigen. Aggressives Verhalten untereinander wird nicht geduldet. Dies wird später von grosser Bedeutung sein, wenn bei einem Einsatz mehrere Hunde gleichzeitig aufgeboten werden. Nach dieser «Grundschule» folgt eine spezifischere Ausbildung mit verschiedenen Trainings während des Jahres. Um zu den kantonalen Kursen zugelassen zu werden, muss ein Eintrittstest bestanden werden.
Vom Hundeführer wird nicht nur verlangt, dass er zusammen mit seinem Vierbeiner ein perfektes Team bildet, sondern er muss auch in der Lage sein, Erste Hilfe zu leisten, muss gut mit der Helikopterbesatzung zusammenarbeiten, im Tiefschnee Ski fahren oder sich anhand von Karte und Kompass gut orientieren können und verschiedene Knotentechniken beherrschen.
Es braucht rund drei bis vier Jahre Ausbildung, bevor ein Hund mit seinem Herrchen oder Frauchen echte Einsätze wahrnehmen kann.
Dies alles bedeutet viel Engagement über mehrere Jahre hinweg. Jedes Jahr festigen und erweitern die Teams ihr Können im Rahmen von verschiedenen regionalen und kantonalen Kursen.
Die Ausbildung der Walliser Hundeführerinnen und -führer ist eng mit der speziellen Topographie unseres Kantons verknüpft. Bei Naturkatastrophen oder Hauseinstürzen kann man zudem auf die Hilfe der Kolleginnen und Kollegen von REDOG zählen.